Finanzen während der Schwangerschaft und Elternzeit: Ein umfassender Ratgeber

Die Schwangerschaft ist eine Zeit großer Vorfreude, aber auch vieler Fragen, insbesondere wenn es um finanzielle Planung geht. Um werdenden Müttern eine solide Grundlage für diese entscheidende Phase zu bieten, haben wir Ellen Löber, Geschäftsführerin der BOW Best of Women GmbH und erfahrene Expertin in Finanzplanung und persönlicher Weiterentwicklung, eingeladen, ihre Einsichten zu teilen. Mit über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung bei der IBM Deutschland GmbH und einer tiefen Leidenschaft für die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen bietet Ellen wertvolle Ratschläge und praktische Tipps, um schwangere Frauen und ihre Familien bestmöglich zu unterstützen.

Inhalt

In diesem Gastbeitrag führt Ellen uns durch die verschiedenen Formen finanzieller Unterstützung, die schwangeren Frauen in Deutschland zur Verfügung stehen, von Mutterschaftsgeld über Elterngeld bis hin zu speziellen Zuschüssen. Mit dem Ziel, Ängste zu mindern und eine selbstbestimmte finanzielle Planung zu fördern, teilt sie eine umfassende Checkliste und eröffnet Perspektiven, die über die Schwangerschaft hinausgehen. Ellen, die selbst ein Seminar zur finanziellen Unabhängigkeit leitet, weiß, wie wichtig es ist, frühzeitig die Weichen für eine sichere finanzielle Zukunft der Familie zu stellen.

Checkliste Finanzen für achtsame Schwangere

Staatliche Leistungen in der Schwangerschaft

Mutterschutz und Mutterschaftsleistungen

Der Mutterschutz sichert dein Einkommen, wenn du während der Schwangerschaft oder nach der Geburt nicht arbeiten kannst. Die Art der Mutterschaftsleistungen hängt von deiner beruflichen Situation ab:

  • Nicht-selbstständig erwerbstätig: Anspruch auf Mutterschaftsgeld und Zuschüsse des Arbeitgebers.
  • Selbstständig erwerbstätig: Eventuell Anspruch auf Krankentagegeld.
  • Geringfügig beschäftigt oder nicht berufstätig: Mutterschaftsgeld des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS).

Mehr Informationen zum Mutterschutz

Finanzielle Hilfen für Schwangere mit geringem Einkommen

Wenn du Sozialhilfe oder Bürgergeld erhältst, kannst du zusätzlich:

  • Mehrbedarf: Zuschuss zur Sozialhilfe.
  • Einmalige Leistungen: Für die Erstausstattung deines Kindes.

Weitere Informationen erhältst du bei deinem Jobcenter.

Finanzielle Hilfen für Schwangere in Studium oder Ausbildung

Als Schülerin, Auszubildende oder Studentin kannst du unter bestimmten Bedingungen Mutterschaftsgeld erhalten, wenn du einen Nebenjob hast. Ohne Nebenjob gibt es andere Unterstützungsmöglichkeiten.

Elterngeld und Elternzeit

Elterngeld unterstützt Eltern, die sich nach der Geburt um ihr Kind kümmern möchten. Es gibt verschiedene Formen des Elterngeldes:

  • Basiselterngeld: Bis zu 14 Monate.
  • ElterngeldPlus: Für Eltern, die früher in den Beruf zurückkehren möchten. Es wird doppelt so lange gezahlt, aber nur halb so hoch wie das Basiselterngeld.
  • Partnerschaftsbonus: Zusätzliche Monate ElterngeldPlus, wenn beide Elternteile in Teilzeit arbeiten.

Mehr Informationen zum Elterngeld

Kindergeld und weitere Unterstützungen

Kindergeld

Kindergeld sichert die Grundversorgung deiner Kinder ab der Geburt bis mindestens zum 18. Geburtstag. Beantragt wird es bei der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit.

Kinderzuschlag und Leistungen für Bildung und Teilhabe

Wenn du ein geringes Einkommen hast, kannst du Kinderzuschlag und zusätzliche Leistungen für Bildung und Teilhabe beantragen. Diese umfassen z.B. Kosten für Schulmaterialien und Klassenfahrten.

Steuerliche Entlastungen und weitere finanzielle Hilfen

Steuerliche Entlastungen

Es gibt zahlreiche steuerliche Entlastungen für Familien, wie den Kinderfreibetrag und den Entlastungsbetrag für Alleinerziehende. Auch Kosten für Kinderbetreuung und Ausbildung können abgesetzt werden.

Mehr Informationen zu Steuerentlastungen für Familien

Unterstützung in Notlagen

Die Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ bietet finanzielle Hilfen für Schwangere in Notlagen. Anträge müssen in einer Schwangerschaftsberatungsstelle gestellt werden.

Mehr Informationen zur Bundesstiftung Mutter und Kind

Praktische Tipps zur finanziellen Organisation von Ellen Löber

Viele Frauen denken, sie wären finanziell unabhängig, doch dies ist häufig nicht der Fall. Schon gewusst?

  • 38% der Frauen, die 40 Jahre Vollzeit gearbeitet haben, werden in der Rente trotzdem weniger als 1.000€ zur Verfügung haben.
  • Frauen erhalten in der Rente 46% weniger Geld als Männer.
  • Jede Frau hat eine Rentenlücke, die Frage ist nur wie hoch!?

Mit dem Satz: „Let’s talk about money – honey“ wollen wir darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, sich zum Thema Finanzen zu informieren und dies auch in der eigenen Beziehung zu thematisieren.

Ein gutes Beispiel hierfür ist das Thema Care-Arbeit. Frauen leisten zwischen 50 und 100% mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Damit spart der deutsche Staat jährlich über 800 Milliarden Euro. Ebenfalls zulasten der Frau geht das Ehegattensplitting. Es bringt zwar eine Steuerstundung für die Familie, stellt aber die Frau finanziell schlechter, da durch die schlechtere Steuerklasse weniger verdient wird und auch später weniger Rente gezahlt wird. Im Jahr 2030 soll das Ehegattensplitting daher abgeschafft werden.

Das Thema Steuerklasse ist insbesondere für Paare interessant, die Kinder planen. Wer frühzeitig die Steuerklasse wechselt, sodass die Frau mehr ausbezahlt bekommt, erhält ebenfalls mehr Elterngeld. Einfach mal den Steuerberater fragen oder im Internet recherchieren.

Außerdem ist es wichtig, die eigenen Ziele zu kennen. Dabei sollte zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Zielen unterschieden werden. Häufig stehen wir uns bei der Planung unserer Ziele selbst im Weg. Negative Glaubenssätze wie: „Über Geld spricht man nicht“ – „um die Finanzen kümmert sich mein Mann“ oder „Geld verdirbt den Charakter“, stehen der Umsetzung und dem Erfolg maßgeblich im Weg. Wichtig ist das Gebot der kleinen Schritte. Die Ziele nicht gleich zu hochzustecken, sodass man gar nicht erst anfängt.

Wer seinen Status Quo kennt und versteht, welchen Hebel wir haben, wenn wir Einnahmen und Ausgaben optimieren, kann unglaublich viel erreichen. Hierbei darf man sich erlauben, auch mal wieder Anfänger zu sein. Niemand kommt als Experte auf diese Welt. Obwohl wir in einem reichen Land leben, besitzen ⅔ der Deutschen keinen Notgroschen oder sind sogar verschuldet. Und viele sehen sich in vermeintlicher Sicherheit, weil sie eine private Rentenversicherung besitzen… ABER 80% der Kund:innen, die eine private Rentenversicherung abgeschlossen haben, werden weniger Geld ausbezahlt bekommen, als sie eingezahlt haben.

Eine Aussage, die wir in unseren Seminaren und Mentorings öfter hören, ist: „Das weiß ich alles schon!“ Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen theoretischem Wissen und angewandtem Wissen. Nur wer ins Handeln kommt, kann die Zukunft für sich selbst und auch für die eigenen Kinder aktiv mitgestalten.

Budgetierung und Finanzplanung

  • Budget erstellen: Verfolge deine Einnahmen und Ausgaben und stelle sicher, dass du deine finanziellen Ziele erreichst. Ein eigenes Konto ist der erste Schritt.
  • Ausgaben priorisieren: Reduziere unnötige Ausgaben, um mehr Geld für langfristige Ziele, wie z.B. die Rentenlücke, zu sparen.

Aufbau eines Notgroschens

  • Ein Notgroschen ist wichtig, um unvorhergesehene Ausgaben wie medizinische Notfälle, Arbeitsausfall oder unerwartete Kosten (Renovierung, Waschmaschine, Auto etc.) abzudecken. Der Betrag sollte mindestens drei bis sechs Monate der Lebenshaltungskosten abdecken.

Investition in die Zukunft

  • Es ist endlich an der Zeit, in die eigene Zukunft zu investieren, indem du für deine Altersvorsorge sparst und langfristige finanzielle Ziele wie den Kauf eines Eigenheims oder die Ausbildung deiner Kinder planst. Du solltest frühzeitig mit dem Sparen für kurz-, mittel-, und langfristige Ziele beginnen, um von langfristigen Zinseszinseffekten zu profitieren.

Berufliche Entwicklung und Einkommenssteiger

  • Du solltest deine berufliche Entwicklung nicht aus den Augen verlieren und Möglichkeiten zur Einkommenssteigerung nutzen, um deine finanzielle Situation zu verbessern. Dies kann durch Weiterbildung, berufliche Weiterentwicklung, Netzwerken und den gezielten Aufbau beruflicher Fähigkeiten erfolgen. Dies ist auch während der Elternzeit möglich. Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge.

Gleichberechtigung und faire Bezahlung

  • Setze dich für Gleichberechtigung und faire Bezahlung am Arbeitsplatz ein und trete für deine Rechte ein. Scheue dich nicht, um angemessene Gehälter und Arbeitsbedingungen zu verhandeln und Diskriminierung am Arbeitsplatz anzugehen. Es geht hier nicht gegen die Männer, sondern für die Frauen. Die Gleichberechtigung bei den Gehältern liegt momentan in 200 Jahren Entfernung. Es gibt noch viel zu tun.

Es ist an der Zeit, die Zügel und die Verantwortung selbst in die Hand zu nehmen. Jede Frau kann langfristig finanzielle Unabhängigkeit erreichen und eine solide Grundlage für sich selbst und ihre Familie schaffen. Packen wir es gemeinsam an!

Ihr benötigt Hilfe bei eurer finanziellen Planung? Dann schaut gerne bei Ellen und Best of Women vorbei: Best of Women GmbH

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