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Von Übelkeit bis Stimmungsschwankungen: Dr. Clarissa Schwarz gibt wertvolle Hebammentipps bei Schwangerschaftsbeschwerden

Übelkeit, Müdigkeit, Erschöpfung, Sexuelle Lust oder Unlust, Verdauungsprobleme, Stimmungsschwankungen… 😳 – viele Schwangere erleben in der Schwangerschaft nicht nur Vorfreude und Leichtigkeit. All das ist normal und gehört dazu. Und kann auch von Schwangerschaft zu Schwangerschaft und Frau zu Frau variieren. Im Interview erklärt Hebamme und Achtsamkeitslehrerin Dr. Clarissa Schwarz, woher die Beschwerden kommen, welche Schwangerschaftsbeschwerden euch vor allem im ersten Trimester der Schwangerschaft erwarten können und gibt euch wertvolle Tipps, was euch Erleichterung verschaffen kann. Wir sprechen über alles, von Brustspannen, Übelkeit & Müdigkeit, über Wassereinalgerungen, Verdauungsproblemen bis hin zu den mentalen und psychischen Prozessen, die wir durchlaufen. Ein wirklich spannendes Interview mit ganz vielen wertvollen Tipps für euch. Viel Spaß beim Anschauen! PS: Ihr seid eher der Blogbeiträge-Lesen Typ? 🙂 Alternativ könnt ihr euch gerne den Text unten durchlesen, der das Interview zusammenfasst.

Inhalt

Schwangerschaftsbeschwerden entzaubert – ein Interview mit Hebamme Dr. Clarissa Schwarz

Typische Schwangerschaftsbeschwerden: Ein Überblick

Clarissa, was sind denn typische Schwangerschaftsbeschwerden? Was steckt eigentlich dahinter?

Schwangerschaftsbeschwerden, wenn man sie so nennen möchte, sind Folgen dessen, was im Körper einer Frau passiert, wenn sie schwanger wird. Der Körper macht viele Anpassungsprozesse. Es passiert viel auf hormoneller Ebene, der Körper muss sich an die Situation anpassen. Einige Beschwerden sind hormonabhängig oder durch das Wachstum bedingt. Einige sind lästig, andere weniger, und wie sie wahrgenommen werden, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Bei einigen Beschwerden können Hausmittel oder Apothekenprodukte oder Veränderungen im Lebensstil Linderung bringen.

Es gibt jedoch auch Beschwerden, die auf mögliche Komplikationen hinweisen können. Es ist wichtig, diese gut einzuschätzen und dann die Hebamme oder Ärztin/Arzt zu konsultieren, um herauszufinden, was vor sich geht und ob es notwendig ist, Maßnahmen zu ergreifen.

Schwangerschaftsverlauf: Die drei Trimester

Wir teilen die Schwangerschaft in Trimester, also Drittel, ein. Das macht in diesem Zusammenhang sehr viel Sinn. Im ersten Trimester geschehen Anpassungsprozesse – der Körper muss sich an das Schwangersein gewöhnen. Im Allgemeinen dauert dieser Gewöhnungsprozess etwa 12 bis 14 Wochen, bei einigen Frauen auch etwas länger.

Im zweiten Trimester steht das Wachstum des Kindes im Vordergrund. Die Organe, das Gehirn, die Muskulatur wachsen, das Kind bildet Blut. Daher ist der Stoffwechsel sehr aktiv, es ist wie ein „Körpermarathon“.

Im dritten Trimester gibt es eine ganze Reihe spezifischer Veränderungen, die einfach durch das Wachstum und das Gewicht des Kindes bedingt sind. Der Körper muss diese zusätzlichen Kilos tragen, der Bauch wird sehr groß, und das hat Konsequenzen.

Individuelle Erfahrungen in der Schwangerschaft

Es gibt keine bestimmte Zeit in der Schwangerschaft, die besonders schwierig ist. Es ist sehr individuell. Einige Frauen leiden im ersten Trimester sehr unter Übelkeit und anderen Beschwerden, andere hingegen fühlen sich großartig. Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Erfahrungen von Schwangerschaft zu Schwangerschaft variieren können.

Das Kind bringt zum Beispiel „fremdes Eiweiß“ mit, also 50% des genetischen Materials, das vom Vater stammt. Dies ist für den Körper der Frau zunächst fremd. Der Körper muss in einen Zustand versetzt werden, in dem er dies toleriert, um die Schwangerschaft erfolgreich durchlaufen zu können.

Diese Toleranz gegenüber den 50% „fremdem Eiweiß“ scheint sehr unterschiedlich zu sein. Wenn eine Frau in ihrer ersten Schwangerschaft zum Beispiel stark mit Übelkeit zu kämpfen hatte, kann es sein, dass sie in ihrer zweiten Schwangerschaft überhaupt keine Probleme damit hat.

Bedeutung der Einstellung und Wahrnehmung

Es ist auch zu beachten, dass nicht alle Frauen Schwangerschaftsbeschwerden haben. Manche kommen von Anfang bis Ende gut durch. Wie stark man etwas als belastend empfindet, hat vielleicht auch etwas mit der eigenen Einstellung zu tun. Ob man etwas positiv nimmt oder in Widerstand geht, macht einen Unterschied.

Manchmal hilft es, wenn ich als Hebamme einer Frau sage, dass bestimmte Anzeichen eigentlich ein gutes Zeichen sind. Zum Beispiel, dass das Kind gut wächst – aber das bedeutet auch, dass es sich Raum im Körper nimmt. Diese Veränderung muss man mit sich tragen und sich darauf einstellen, und das hat Konsequenzen.

Erste Symptome der Schwangerschaft und die Herausforderungen der ersten Wochen

Frühe Anzeichen der Schwangerschaft

Beginnen wir mit der Frage, wann die ersten Symptome einer Schwangerschaft auftreten. Normalerweise kann man sagen, dass sie in den ersten vier bis sechs Wochen auftreten. Es gibt sogar Fälle, in denen die ersten Anzeichen sehr früh kommen. Ich erinnere mich an eine Situation, in der der Mann seiner Frau sagte, dass sie schwanger sei, obwohl sie es noch nicht wirklich wusste. Sie war in einer Zeit, in der noch nicht jeder sofort Schwangerschaftstests hatte.

Interessanterweise bemerkte der Mann, dass sich ihre Brust veränderte und praller wurde – das war bevor sie eine ärztliche Bestätigung ihrer Schwangerschaft bekam. Die Veränderung der Brust ist also ein erstes Anzeichen, dass eine Schwangerschaft eingetreten sein könnte.

Frauen, die kleinere Brüste haben, finden diese Veränderung oft toll, weil sie für eine Weile eine größere Körbchengröße haben und das vielleicht genießen. Nicht alle Frauen empfinden es jedoch als angenehm, einige haben sehr empfindliche Brüste, was nicht immer angenehm ist. Manche Frauen fangen sogar an, einen BH zu tragen, obwohl sie vorher keine BHs trugen, weil das Tragen von Kleidung ohne BH unangenehm ist.

Warum werden die Brüste während der Schwangerschaft empfindlich?

Die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft wirken sich sehr schnell auf das Brustgewebe aus. Im Grunde genommen ist dies eine Vorbereitung auf das Stillen. Die Brust wird empfindlicher und wird irgendwann Milch bilden.

Dieses Spannungsgefühl in der Brust, das manche Frauen haben, kann während der gesamten Schwangerschaft bestehen bleiben. Aber mit der Zeit gewöhnt sich der Körper daran und empfindet es als normal. Also kann Brustspannen als ein Symptom betrachtet werden, das man in der frühen Schwangerschaft erwarten könnte.

Müdigkeit, Erschöpfung und Rückzugsbedürfnis

Ein weiteres häufiges Symptom ist Müdigkeit. Viele Frauen fühlen sich in der Schwangerschaft erschöpft und brauchen mehr Schlaf. Dies kann besonders für jüngere Frauen sehr lästig sein, die sich durch ihre Schwangerschaft ausgebremst fühlen.

In unserer Gesellschaft wird oft betont, dass Schwangerschaft keine Krankheit ist und dass Frauen weiterhin aktiv bleiben sollten. Aber die Realität ist, dass die Schwangerschaft eine Zeit des Wandels und der Anpassung ist. Und manchmal bedeutet das, dass man mehr Ruhe braucht und weniger soziale Interaktionen haben möchte.

Dies kann besonders schwierig sein, wenn eine Frau versucht, ihre Schwangerschaft vor ihrem Arbeitsplatz oder ihrem Freundeskreis zu verbergen. Es ist nicht immer einfach, so zu tun, als ob alles normal wäre, wenn man sich tatsächlich erschöpft und müde fühlt.

Aber letztlich ist diese Müdigkeit und das Bedürfnis nach Rückzug eine Art Schutzmechanismus. Indem man dem nachgibt, bekommt man einen Raum, in dem man sich zurückziehen und sich langsam auf die Veränderungen einstellen kann, die eine Schwangerschaft mit sich bringt.

Wie man mit den Herausforderungen der ersten Wochen der Schwangerschaft umgeht

Egal ob das Kind lange ersehnt wurde oder überraschend kommt, eine Schwangerschaft bringt immer eine gewisse Ambivalenz mit sich. Es ist normal, sich zu fragen, wie man die Herausforderungen der Schwangerschaft in einer Zeit meistern kann, die so voll und durchgetaktet ist.

Es ist wichtig, sich selbst die Erlaubnis zu geben, dem Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe nachzugeben und dem Schneckenhaus mehr Raum zu geben. Denn letztendlich hilft es, sich auf die neue Rolle als Mutter vorzubereiten und sich mit der aufkommenden Verantwortung auseinanderzusetzen.

Kann ich mich am Arbeitsplatz krankschreiben lassen?

Was meine Erfahrung und Ratschläge in Bezug auf den beruflichen Kontext und Schwangerschaft betrifft, stellt sich oft die Frage, ob es angemessen ist, sich krank zu melden, wenn die Schwangerschaftssymptome besonders belastend sind. Vor allem, wenn man vielleicht noch nicht bereit ist, die Schwangerschaft am Arbeitsplatz zu teilen. In diesen Fällen könnte eine Krankschreibung hilfreich sein.

Krankschreibung bedeutet offiziell, dass man arbeitsunfähig ist. In meinen Augen ist man arbeitsunfähig, wenn man seine Arbeit nicht mehr mit Energie und Freude verrichten kann, weil man einfach erschöpft und völlig erledigt ist. Vielleicht hilft es, sich ein paar Tage Ruhe zu gönnen, vielleicht sogar ein verlängertes Wochenende oder ein paar Tage Urlaub. Dadurch kann sich die Situation oft schon verbessern.

Schwangerschaftsübelkeit: Ursachen und Hilfe

Mit der Erschöpfung und Müdigkeit in der Frühschwangerschaft geht oft eine Übelkeit einher. Diese wird durch die veränderte Hormonsituation und die damit verbundene Geruchs- und Geschmacksempfindlichkeit hervorgerufen. Übelkeit kann unangenehm sein und in einigen Fällen sogar bis hin zum Erbrechen führen.

Ich kenne viele Frauen, die feststellen, dass sie morgens weniger unter Übelkeit leiden, wenn sie nicht durch einen Wecker geweckt werden und stattdessen so lange schlafen können, bis sie von selbst aufwachen. Es kann auch hilfreich sein, eine Thermosflasche mit warmem Wasser, Melissentee, Pfefferminztee, Ingwerwasser oder etwas anderem, was gut schmeckt oder hilft, am Bett zu haben. Es kann ebenfalls hilfreich sein, einen Cracker oder einen Zwieback zu essen, bevor man aufsteht.

Sollte die Übelkeit trotz aller Bemühungen nicht abnehmen, gibt es einige Hausmittelchen und Tipps, die helfen können. Viele Frauen finden, dass sie besser mit Übelkeit umgehen können, wenn sie den Tag über kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen, anstatt drei große Mahlzeiten zu essen. Es könnte auch hilfreich sein, auf Lebensmittel zu hören, auf die man Appetit hat, auch wenn diese sich von dem unterscheiden, was man normalerweise essen würde.

Veränderungen in der Ernährung während der Schwangerschaft sind normal. Es gibt bestimmte Lebensmittel und Getränke, auf die man plötzlich keine Lust mehr hat – Kaffee ist ein häufig genanntes Beispiel. Manche Frauen haben auch weniger Lust auf stark gewürzte oder schwer verdauliche Speisen und bevorzugen stattdessen einfachere Gerichte.

Es ist wichtig zu wissen, dass es völlig in Ordnung ist, auf diese neuen Gelüste und Abneigungen zu hören und seine Ernährung entsprechend anzupassen. Man sollte jedoch vorsichtig mit rohem Fleisch, rohem Fisch (wie z.B. in Sushi), rohen Eiern und nicht pasteurisiertem Käse sein, da diese Lebensmittel das Risiko einer Infektion mit bestimmten schädlichen Organismen erhöhen können.

Anpassung der Ernährungsgewohnheiten

Es ist völlig normal und akzeptabel, seine Essgewohnheiten während der Schwangerschaft zu ändern. Zum Beispiel kann ein leerer Magen über mehrere Stunden hinweg plötzlich zu einem Problem werden. Viele schwangere Frauen stellen fest, dass sie, obwohl sie sich gesund ernähren wollen, bestimmte Lebensmittel nicht mehr so gut vertragen oder auf bestimmte Lebensmittel plötzlich gar keinen Appetit mehr haben. Es ist wichtig, auf diese Signale zu hören und sich die Erlaubnis zu geben, seine Ernährungsgewohnheiten entsprechend zu ändern.

Umgang mit Heißhunger

Man sollte jedoch aufpassen, wenn der Heißhunger sich nur auf ungesunde Lebensmittel wie Eis oder Kuchen richtet. In den meisten Fällen haben Heißhungerattacken jedoch einen Sinn und sind ein Zeichen dafür, dass der Körper bestimmte Nährstoffe benötigt. Es ist wichtig, auf diese Signale zu hören und ihnen nachzugeben, solange sie zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung beitragen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsübelkeit und dem Geschlecht des Kindes?

Das ist eher ein Märchen. In 50% der Fällen ist es ja stimmig. Und verschiedene Studien kommen zu verschiedenen Ergebnissen. Daher lässt es sich nicht genau sagen. Die Übelkeit hat vor allem mit der hormonellen Umstellung während der Schwangerschaft zu tun.

Wie lange hält die Übelkeit an?

Die Intensität und Dauer der Übelkeit variiert von Frau zu Frau. Manche Frauen bemerken bereits frühe Veränderungen wie eine Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke, die sie vorher mochten. Üblicherweise leiden viele Frauen in den ersten zwölf bis vierzehn Schwangerschaftswochen unter Geruchs- und Geschmacksempfindlichkeiten.

Für einige endet diese Phase abrupt nach dem ersten Trimester, während andere weiterhin damit zu tun haben. Das kann auch mit dem Stresslevel der Schwangeren zusammenhängen. Am Ende des ersten Trimesters wiegt das Baby nur etwa 20 Gramm und ist immer noch sehr klein und zart. Daher sind die meisten Veränderungen hauptsächlich auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen, während sich der Körper der Mutter darauf einstellt, eine günstige Umgebung für das wachsende Baby zu schaffen.

Was kann man gegen Übelkeit und Erbrechen tun?

Es gibt keine festen Regeln, da jede Frau unterschiedlich reagiert. Es ist ratsam, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, verschiedene Teesorten auszuprobieren oder trockene Lebensmittel wie Knäckebrot zu essen. Es kann hilfreich sein, immer ein wenig Nahrung im Magen zu haben.

Sollte die Übelkeit jedoch so stark sein, dass die Frau deutlich an Gewicht verliert und es ihrem Körper nicht gut geht, ist ärztliche Hilfe erforderlich. In solchen Fällen gibt es Medikamente, die von einem Gynäkologen verschrieben werden können. Ansonsten ist Selbstexperimentation und Selbsthilfe meist ausreichend, z.B. herauszufinden, ob Pfefferminztee, Melissentee oder Ingwerwasser besser hilft.

Weitere mögliche Beschwerden im ersten Trimester

Häufiger Harndrang

Es gibt eine Reihe von körperlichen Veränderungen, die während der Schwangerschaft auftreten. Ein Beispiel ist der häufigere Harndrang, der auf die wachsende Gebärmutter zurückzuführen ist, die auf die Blase drückt und somit weniger Platz für Urin lässt. Das Problem verbessert sich, sobald die Gebärmutter groß genug ist, um sich nach außen zu wölben und mehr Platz für die Blase zu schaffen. Allerdings kann es gegen Ende der Schwangerschaft erneut auftreten, wenn das Baby tiefer rutscht.

Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft

Darüber hinaus lagert der Körper während der Schwangerschaft mehr Wasser ein, was zu einem geschwolleneren Aussehen führen kann. Die Einlagerung von zusätzlichem Wasser macht den Körper weicher und dehnbarer, um den Wachstums- und Dehnungsprozessen besser standhalten zu können.

Was hilft gegen geschwollene Beine?

Vor allem im Sommer können viele Frauen feststellen, dass sie geschwollene Beine bekommen, was unangenehm sein kann. Einige Tipps zur Linderung sind das Hochlegen der Beine, Massagen, oder Bewegungen, die die Muskulatur aktivieren und helfen, die Flüssigkeit zu verteilen.

Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass im späteren Verlauf der Schwangerschaft Ödeme auftreten können, die ein Anzeichen für eine Präeklampsie (früher Schwangerschaftsvergiftung genannt) sein können. Dies ist jedoch kein Thema für das erste Trimester. Generell ist es nicht ungewöhnlich, dass während der Schwangerschaft alles ein wenig weicher und voluminöser wird, einschließlich geschwollener Beine, Füße und Hände.

Eine weitere Möglichkeit Wassereinlagerungen zu reduzieren ist, sich regelmäßig zu bewegen und nicht zu lange in der gleichen Position zu bleiben. Wenn man eine sitzende Tätigkeit hat, könnte man verschiedene Sitzpositionen ausprobieren, z.B. auf einem Stuhl, einem Ball oder einem Stehpult, und manchmal ein Bein höher als das andere positionieren. Es kann auch hilfreich sein, die Füße regelmäßig zu bewegen. 

Es ist zu beachten, dass die Statik des Körpers sich während der Schwangerschaft verändert, da der Körper insgesamt weicher wird und das Skelett diese Veränderungen ausgleichen muss.

Ist Sport während der Schwangerschaft empfehlenswert?

Ja, Bewegung während der Schwangerschaft ist grundsätzlich gut und der Körper wird sich in der Regel melden, wenn es zu viel wird. Leistungssportlerinnen oder Frauen, die Sportarten ausüben, die eine einseitige Belastung erfordern, sollten ihre Aktivitäten möglicherweise überprüfen. Ansonsten sollte der Alltag so vielfältig wie möglich gestaltet werden.

Es ist wichtig, auf den Körper zu hören und möglicherweise Aktivitäten zu meiden, die zu heftige Bewegungen verursachen, wie z.B. Trampolinspringen. Da das Baby sich in der Gebärmutter ja erst einnisten muss.

Veränderungen der Scheidenflora in der Schwangerschaft

Scheideninfektion vermeiden

Die hormonellen Veränderungen können auch die Scheidenflora verändern. Das heißt, die Reinigungsfähigkeit der Scheide ist eventuell etwas reduziert. Frauen, die eine Tendenz zu Scheideninfektionen haben, sollten gut auf sich aufpassen und gute Bedingungen schaffen. Sie sollten zu eng anliegende Kleidung vermeiden, atmungsaktive Slips tragen, und wenn man schwimmen geht, sollte man den Badeanzug nicht am Körper trocknen lassen. Sie sollten auch keine Seife verwenden, sondern nur Wasser oder ein spezielles Intimwaschmittel.

Veränderung der sexuellen Lust in der Schwangerschaft

Interessant ist vielleicht auch zu wissen, dass diese Veränderungen und die verstärkte Durchblutung im Genitalbereich bei manchen Frauen dazu führen, dass sie mehr Sex wollen, also mehr Lust haben. Andere Frauen hingegen wollen dann überhaupt nicht mehr berührt werden. Beides kann passieren und beides ist normal in der Schwangerschaft.

Hormonelle Veränderungen und Verdauung in der Schwangerschaft

Durch die hormonellen Veränderungen wird auch die Verdauung beeinflusst. Die Darmpassage verlangsamt sich und manche Frauen haben dann eine Tendenz zu Verstopfung. Es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass man eine gute Verdauung hat. Das kann man durch eine Ernährung mit mehr Vollkorn, mehr Ballaststoffen erreichen, oder auch direkt etwas für die Verdauung tun, zum Beispiel mit Leinsamen.

Naturheilmittel bei Verstopfungen

Leinsamen sind gut für die Verdauung und waren ein altes Heilmittel der Hebammen. Sie sollten allerdings mit viel Flüssigkeit eingenommen werden. Es gibt auch andere hilfreiche Nahrungsmittel, wie z.B. getrocknete Pflaumen, die eingelegt und morgens mit dem Frühstück verzehrt werden können. Für Härtefälle gibt es noch Sauerkrautsaft. Ein bis zwei Gläschen Sauerkrautsaft am Tag helfen auch wunderbar.

Blähungen in der Schwangerschaft

Blähungen sind ein weiteres Problem, das manche Frauen in der Schwangerschaft haben. Hier können Kümmel, Fenchel und Anis helfen. Diese können als Tee getrunken oder dem Essen hinzugefügt werden. Manche Menschen mögen den Geschmack nicht, aber Kümmel ist sehr wirkungsvoll und kann daher trotzdem nützlich sein.

Positive Auswirkungen von Bewegung in der Schwangerschaft

Eine Sache, die bei vielen Problemen hilft, ist Spazierengehen. Es tut der Verdauung, dem Kreislauf und auch der Psyche gut. Wer kann, sollte im Arbeitsalltag immer mal wieder für fünf Minuten ans Fenster gehen oder sich kurz bewegen.

Es gibt auch die „Tomatenmethode“, die ursprünglich für das Management entwickelt wurde. Der Name kommt von diesen kleinen Küchenweckern, die aussehen wie eine Tomate. Man arbeitet 55 Minuten und macht dann fünf Minuten Pause. Das ist eine gute Methode, um sich selbst kleine Erholungsphasen zu schaffen. Ein Timer funktioniert hierfür natürlich auch gut.

Psychologische Aspekte und Stimmungsschwankungen in der Frühschwangerschaft

Gerade auf das Thema Psyche und Stimmungsschwankungen in der Frühschwangerschaft können wir noch einmal genauer eingehen. Dies kann teils hormonell bedingt sein, teils durch die vielen Veränderungen, die während dieser Zeit stattfinden. Es ist normal, sich diese Stimmungsschwankungen selbst nicht einzugestehen. Oftmals ist es so, dass diejenigen, die eng mit der Schwangeren zusammenleben, Veränderungen bemerken, die der Betroffenen selbst nicht bewusst sind, da diese meist fließend und natürlich stattfinden.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Frauen in der Schwangerschaft sensibler und weniger belastbar fühlen, besonders wenn sie nicht genug Schlaf bekommen oder sich nicht genügend Pausen gönnen können. Der zusätzliche Stress kann diese Empfindungen verstärken.

Rollenwechsel und Organisatorische Herausforderungen in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft ist auch eine Zeit des Rollenwechsels: Man wird zur Mutter oder wieder zur Mutter, die Familie wird größer. Fragen zur Arbeitssituation oder Ausbildung, die Folgen der Kinderbetreuung und die Wohnsituation werden wichtiger. Alle diese Faktoren können viele organisatorische Konsequenzen haben und eine Anpassung erfordern. Die Partnerschaft muss sich auch anpassen: Aus dem Liebespaar muss ein Elternpaar werden. Dies kann eine große Herausforderung darstellen.

Gefühlsspektrum und Ängste in der Schwangerschaft

Es ist normal, dass nicht alle Aspekte der Schwangerschaft leicht und mit Vorfreude verbunden sind. Manchmal kann man kalte Füße bekommen und sich fragen, wie man das alles schaffen wird. Es ist auch normal, sich überfordert zu fühlen und Ängste und Sorgen zu haben. Es ist wichtig, sich einzugestehen, dass diese Gefühle normal sind und zum Prozess der Schwangerschaft gehören. Diese Gefühle dürfen sein und sie sind Teil des gesunden Wachstumsprozesses einer Persönlichkeit.

Achtsamkeit und Selbstfürsorge in der Schwangerschaft

Achtsamkeit kann dabei helfen, den Stresslevel zu senken und bei sich zu bleiben. Es hilft, sich zu sagen, dass alles, was man fühlt, okay ist. Achtsamkeit hilft dabei, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen, alles perfekt machen zu müssen. Es ist hilfreich, freundlich mit sich selbst umzugehen und sich selbst als guten Freund zu betrachten.

Die Selbstfürsorge spielt eine große Rolle in der ersten Phase der Schwangerschaft und ist auch eine wichtige Vorbereitung auf die Zeit mit dem Kind. Es ist wichtig, auf sich selbst zu achten, zu spüren, was der Körper braucht, und sich genügend Schlaf zu gönnen. Selbstfürsorge bleibt auch nach der Geburt des Kindes ein wichtiges Thema. Im Kontext von Schwangerschaft und Elternschaft geht es darum, sich zuerst selbst zu versorgen, um gut für andere sorgen zu können.

Die Kraft des Normal-Seins und der Akzeptanz

Es ist wichtig zu akzeptieren, dass wir nicht immer perfekt sein müssen, sondern nur normal oder sogar in Ordnung. Diese Realisierung hilft dabei, das Stresslevel zu senken und es ist wichtig, sich selbst zuzugestehen, dass es in Ordnung ist, eine normale Frau, eine normale Schwangere, eine normale Mutter mit einem normalen Kind zu sein. Dieses normale Kind wird auch manchmal weinen – das ist völlig normal. Und wenn wir immer auf einem Perfektionsniveau verharren müssen, macht das die Dinge nicht besser, sondern nur anstrengender und stressiger.

Die hohen Erwartungen der Elternschaft

In der heutigen Zeit sind die Erwartungen, die Eltern – oder sogar alle Menschen – an sich selbst stellen, oft sehr hoch, besonders wenn sie lange auf ein Kind gewartet haben. Doch die Realität spiegelt diese Erwartungen oft nicht wider. Alle Eltern bekommen, wie ich aus meiner Erfahrung als Hebamme sagen kann, ein normales Kind. Einige Kinder weinen mehr, andere weniger, aber alle weinen – das gehört einfach dazu. Normale Kinder sind eben normale Kinder.

Die Belastbarkeit des Menschen

Zum Schluss noch ein beruhigender Gedanke: Der Mensch ist von Natur aus sehr widerstandsfähig. Das bedeutet, dass man während der Schwangerschaft nicht immer die perfekten Bedingungen haben muss. Es gibt viele Frauen auf dieser Welt, die unter sehr ungünstigen Bedingungen schwanger werden und Kinder bekommen – und trotzdem funktioniert das. Nicht alle haben ein Dach über dem Kopf, eine Zentralheizung und genug zu essen jeden Tag. Doch der Mensch hält viel aus und ist in vielerlei Hinsicht sehr robust.

Die Rolle der Achtsamkeit

Achtsamkeit ist kein Zustand, der uns nur hilft, Dinge zu ertragen. Es ist ein sehr wacher und lebendiger Zustand. Aus der Achtsamkeit heraus zu sehen, was wir verändern wollen und wofür wir uns engagieren wollen, ist auf jeden Fall sinnvoll. Es ist besser, aus Liebe und Fürsorge für den Planeten zu handeln, als aus Wut oder Hass. Eine achtsame Haltung ist eine sehr klare und lebendige Haltung, die durchaus handlungsfähig ist, auch wenn wir zwischendurch Erholungspausen und Tankstellen brauchen, um diesen Zustand erhalten zu können.

Ausblick auf kommende Themen

Dies war ein schöner erster Teil und ich freue mich auf den zweiten Teil, in dem wir das zweite Trimester, das oft als „Wohlfühltrimester“ bezeichnet wird, und das letzte Drittel der Schwangerschaft, in dem sich körperlich viel verändert, genauer betrachten werden. Das sprechen wir dann in der nächsten Runde an. Danke.

Clarissa bringt 40 Jahre Berufserfahrung als Hebamme und Achtsamkeitslehrerin mit und leitet alle unsere Kurse. Sie hat bereits mehrere hundert Paare in Geburtsvorbereitungskursen begleitet. Clarissa führt dich in unserem Kurs Die achtsame Geburt durch die Video-Lektionen und hat die Meditationen und Achtsamkeitsübungen für dich eingesprochen. Und das wichtigste: sie glaubt an dich! Und hilft dir, Vertrauen, innere Ruhe und Verbundenheit für eine stärkende Geburtserfahrung zu finden.

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